Die Krux des Künstlerseins oder Unzulänglichkeiten des Kunstbetriebs

Linda Schroer

Die im Ruhrgebiet beheimateten Künstler Matthias Danberg und Sven Piayda diskutieren in ihrer auf digitaler Bildproduktion bzw. -bearbeitung basierenden Praxis die Grenzen künstlerischer Medien. In der gemeinsam konzipierten Ausstellung „Tragic Kingdom (Exquisite Boredom)“ im Kunstraum-unten in der Bochumer U-Bahnstation „Schauspielhaus“ erweitern sie in Bildern, Videos sowie einer Soundarbeit ihre bisherigen Fragestellungen durch die Auseinandersetzung mit der Krux des Künstlerseins sowie den Unzulänglichkeiten des Kunstbetriebs.

Frustration, Desillusionierung, Mangel an Bestätigung, Unsicherheit und Infragestellung der eigenen künstlerischen Arbeit bestimmen die Situation vieler junger KünstlerInnen. Matthias Danberg und Sven Piayda, die animierte Videos und digitale Fotografie für ihre künstlerische Praxis nutzen, geht es nicht anders. Während beide Medien vom Kunstbetrieb anerkannt und längst Eingang in die Institutionen erhalten haben, bleibt der Kunstmarkt zögerlich (Ausnahmen wie die weltberühmten Koryphäen der digitalen Fotografie und Sammlerinnen wie Julia Stoschek bestätigen die Regel). Ein Grund dafür ist die theoretisch endlose Reproduzierbarkeit, die sich gegen die Vorstellung des Unikats sowie des Originals richtet. Auch wenn die Etablierung auf dem Kunstmarkt keineswegs Intention der eigenen künstlerischen Arbeit ist, so zwingt der Wandel von der Einflussnahme der Museen und der Kunstgeschichte auf den Markt hin zu einer heutigen Herrschaft der Sammler, zu einer steten Reflexion der Verhältnisse.

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Dass diese Entwicklung nicht zum Ausstieg aus der Kunst führen muss, sondern als Motivation und Antrieb zu reflexiver künstlerischer Produktion genutzt werden kann, zeigt die Ausstellung im kunstraum unten. Meist geht dies mit der Befragung der selbst gewählten künstlerischen Ausdrucksmittel einher: Im Ausstellungsraum stellen drei filmplakatartige, an Stilmittel der Portraitfotografie angelehnte Prints, Figuren aus  Matthias Danbergs epochalen Videoarbeiten wie Filmstars dar. Der intermediale Ansatz erinnert an den seit der Antike geführten Wettstreit der Künste, dem sogenannten „Paragone“.  Hier diskutiert man seit der Antike theoretisch die Vorzüge der eigenen Gattung gegenüber der Konkurrenz. Dies mit der Intention, die bildende Kunst, vorrangig die Malerei, vom Status des Handwerks in den artes mechanicae zu befreien und zu den artes liberales, den freien, geistigen Künsten, zu erheben. Hier geht es um Fragen nach Tradition, Originalität, Legitimität und Anerkennung.

Sven Piayda reflektiert daneben in fünf digital manipulierten Fotografien den Betrieb Kunst. Hier erkennen wir Anspielungen auf den kunstmarkthintergehenden Thomas Schütte und auf wirtschaftliches (Des)Interesse, finden Anekdoten über Aufopferung und Instrumentalisierung sowie Geschichten über Wahrheit und Realität.

Diese Arbeiten im Ausstellungsraum werden durch zwei Vitrinen im Gang der U-Bahn-Station erweitert. Jeweils zwei Videoarbeiten laufen hier für die Besucher oder die flüchtig Vorbeieilenden und fügen dem Ausstellungskonzept eine ironische Brechung hinzu: Die ehemalige Nutzung der Vitrinen als Werbefläche spielt mit der Präsentation von Kunst als Ware. Worum Danberg und Piayda hier werben ist Aufmerksamkeit. Während ersterer mit zwei animierten, GIF-ähnlichen Videos die internetbedingte, äußerst kurze Aufmerksamkeitsspanne heutiger Betrachter bedient, fordert Piayda das Verweilen und Beobachten ein. Die langsame Bewegung der riesigen Parabolantenne über eine bewaldete Landschaft ragend, schürt die Erwartungshaltung des Betrachters, die am Ende durch Ereignislosigkeit unterlaufen wird.

Matthias Danberg und Sven Piayda verwandeln in der Ausstellung „Tragic Kingdom (Exquisite Boredom)“ ihre Unzufriedenheit mit dem kommerziellen Kunstbetrieb in produktives, künstlerisches Schaffen. Anstatt ihm zu entsagen, entstehen subversive, hochaktuelle Arbeiten mit dem Wissen über die Paradoxie, sich selbst innerhalb des kritisierten Systems zu bewegen. Denn sie sind sich darüber bewusst: Wirkung benötigt Öffentlichkeit.

 

Der 1981 in Bochum geborene Matthias Danberg studierte zunächst Kunst und Philosophie an der Universität Dortmund und ab 2004 an der Kunstakademie Münster bei Prof. Michael von Ofen. Von Ofens malerisches Werk changiert zwischen Figuration und Abstraktion auf Basis einer steten Reflexion des Mediums der Malerei. 2010 verließ Danberg als Meisterschüler die Akademie und erhielt 2013 den Düsseldorfer Förderpreis für Bildende Kunst / Neue Medien. Heute lebt und arbeitet er in Düsseldorf.

Sven Piayda wurde 1977 in Gelsenkirchen geboren und studierte von 1998 bis 2003 Gestaltungstechnik an der Universität Duisburg-Essen.  Seit 2006 geht er einer Lehrtätigkeit für Bildbearbeitung, vektorbasiertes Gestalten, computergenerierte Bilderstellung, digitale 3D-Gestaltung und Audiovision nach. 2016 erhält er den Förderpreis des Ruhrpreises für Kunst und Wissenschaft.

tragic kingdom (exquisite boredom) im kunstraum unten

Matthias Danberg Sven Piayda im Kunstraum-unten

After a long time of preparing we are happy to announce the upcoming double solo show by matthias danberg and sven piayda entitled ‚tragic kingdom (exquisite boredom)‘ at kunstraum unten in bochum. The show is curated by linda schröer and features photography, cgi, video and sound.
Gallery head gisbert danberg started to plan a show featuring the artists back in october 2015, different delays gave time to develop a great concept and made the show now concentrate on two artists only.

The show will be opened on september 2 and will feature an introduction speech by curator linda schröer giving a larger view on concept and exhibited works.

Also, we have a snippet from the press release:
Die im Ruhrgebiet beheimateten Künstler Matthias Danberg und Sven Piayda diskutieren in ihrer auf digitaler Bildproduktion bzw. -bearbeitung basierenden Praxis die Grenzen künstlerischer Medien. In der gemeinsam konzipierten Ausstellung „Tragic Kingdom (Exquisite Boredom)“ erweitern sie in Bildern, Videos sowie einer Soundarbeit ihre bisherigen Fragestellungen durch die Auseinandersetzung mit der Krux des Künstlerseins sowie den Unzulänglichkeiten des Kunstbetriebs.

 

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www.kunstraum-unten.de

www.svenpiayda.com/svennet/news.html

www.facebook.com/matthias.danberg

Kemnade IV

Ein Projekt des bochumerkünstlerbund

KEMNADE IV

Malerei – Installation

31.07. – 14,08. 2016

Vernissage: Sonntag, den 31. Juli 2016 15:00 Uhr

Haus Kemnade
An der Kemnade 10
45527 Hattingen

 

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Künstlergespräche in Haus Kemnade

Kemnade III, Felix Freier

Im Rahmen der Ausstellung KEMNADE III des bochumerkünstlerbundes sind für Sonntagnachmittag, 10.7.2016, 15 Uhr spannende und interessante Gespräche mit den dort ausstellenden zehn Künstlern möglich.

Zehn Kreative aus dem Bochumer Künstlerbund zeigen zur Zeit in der Wasserburg ‚Haus Kemnade‘ ihre Werke. Nachdem bei der Eröffnung am vergangenen Wochende bereits knapp 200 Besucher die sehenswerte Präsentation von über 100 Zeichnungen, Fotografien, Grafiken und Objekten gesehen haben, besteht nun am Sonntag, 10. Juli,2016, um 15 Uhr Gelegenheit, mit einigen der ausstellenden renommierten Künstlern direkt in Kontakt zu treten und sie mit Fragen zu ihren Werken zu konfrontieren.

Johannes Buchholz, Ortrud Kabus, Sabine Hey, Verena Franzke, Peter Wiethoff und Felix Freier stellen sich in den ‚Künstlerbegegnungen‘ den Fragen des Publikums und berichten über ihr kreatives Tun, ihre Motivation und ihr künstlerisches Handeln. Die Moderation hat Doris Trzaska.

Neue Ausstellung im Kunstraum-unten

Ab Freitag, 1. Juli präsentiert der Kunstraum-unten in der Bochumer U-Bahnstation Schauspielhaus unter dem Titel „Doppel Wasser“ Fotografien, Videos und Eine Installation der Kölner KünstlerinnenAki Nakazawa und Irena Paskali.

Das Element Wasser, Urstoff der vier Elemente ist Anfang und Quelle unseres Lebens.
Die beiden Kölner Künstlerinnen Aki Nakazawa und Irena Paskali lassen in ihren Arbeiten dieses Element auf ganz verschiedene Arten erscheinen, auch als ausgesprochen weibliches Element. Immer aber ist es für beide Künstlerinnen ein Medium, in oder mit dem sie versuchen, die eigene Identität zu definieren. Inspirationsquelle sind dabei Frauenfiguren aus alten Legenden, die eine enge Verbindung zum Element Wasser haben: Ophelia, Undine, Sirene, Loreley und Penelope.

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Durch ihre Poesie werden ihre Arbeiten zu Katalysatoren. Die Tränen in Irena Paskalis Video-Installation „Salty Drops“ stehen für unsere Empfindungen. Sie repräsentieren die gesammelten Spuren der Angst, Trauer und Einsamkeit, die Frauen in der Antike ihren heimkehrenden Männern in kleinen Keramikschüsseln vorhielten.
Die Loreley in Aki Nakazawas Video-Installation „warum sie schreit“, ist eine Femme fatale mit schönem Haar und bezaubernder Stimme, die mit ihrem Singen Seefahrer in den Tod lockt. Als die erwartete schöne Frauenfigur darf sie aber nur singen, nicht ihre Emotionen direkt zeigen, ihre Frustration, Irritation, Ärger…

Aki Nakazawa wurde 1976 in Tokio/Japan geboren. Sie studierte Medien- und Videokunst an der Universität Nihon. Nakazawa arbeitet in Köln und Tokio als Videokünstlerin, Kuratorin und Lehrerin für Kurzfilme und Medienkunst
Irena Paskali wurde 1969 in Ohrid, Jugoslawien geboren. Sie studierte an der Faculty of Natural Sciences und an der Faculty of Fine Arts, Skopje, Mazedonien, und an der Kunsthochschule für Medien in Köln. Paskali lebt und arbeitet in Skopje, Mazedonien und Köln, Deutschland.

Kunstraum-unten

Hattinger Str. 2 / Zwischenebene der U-Bahnstation Schauspielhaus

44789 Bochum

bkb-Kalender 2017 ist juriert

Obwohl das Jahr 2016 nicht einmal zur Hälfte um ist, denken die Kreativem im Bochumer Künstlerbund schon an das nächste Jahr. Der neue Kunstkalender 2017 mit neuen Werken will vorbereitet werden und ist jetzt juriert worden. 35 spannende Entwürfe von 19 Krativen aus dem Künstlerbund lagen vor, 12 Motive mussten für den neuen Kalender ausgewählt werden.

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Die Jury, bestehend aus Klaus Nixdorf und Felix Freier, der bkb-Vorsitzenden Doris Kirschner-Hamer, Uwe Siemens und Uta Hoffmann (v.l.n.r.), hatte die Qual der Wahl, aus Linol- Holzschnitten, Stempeldrucken, Fotografien, Siebdrucken, Computergrafiken, Offsetarbeiten und weiteren grafischen Techniken eine vielfältige Mischung herauszufiltern.

Seit immerhin 70 Jahren beteiligt sich der Künstlerbund am Bochumer Kulturleben und seit 64 Jahren wird alljährlich der Kalender herausgegeben. Das Besondere des Kalenders ist es, dass nur einzeln signierte und nummerierte Originalwerke von renommierten Bochumer Künstlern in der begrenzten Auflage von exakt 450 Exemplaren vertreten sind. Der Kalender wird ab Anfang September in Bochumer Buchhandlungen, im KunstMuseum und anderen ausgewählten Orten zu erhalten sein. Erste Nachfragen gibt es jetzt schon.